Es gibt Geschichten im Film und Theater, für die ist die Darstellung von intimen Szenen, Nacktheit und Sex essentiell. Wer z.B. die Netflix Serie “Bridgerton” gesehen hat, weiß, wie stark die intimen Momente zwischen den Schauspielenden sind und wie viel dramaturgisches Potential – Figurenentwicklung, Plot – in der Darstellung intimer Szenen steckt.
Intimität am Set und auf der Bühne passiert nicht zufällig, sondern basiert auf Regeln und Strukturen.
Vorsprechen, Proben, Dreharbeiten und Aufführungen mit intimen Szenen sind für Schauspielende, Darstellende und das Produktionsteam herausfordernd und verdienen eine besondere Beachtung. Das Ziel einer Intimitätskoordination ist, dass sich alle Beteiligten sicher und wohl fühlen und niemand körperlich oder seelisch zu Schaden kommt.
Die Zeiten, in denen Aufforderungen: “jetzt macht einfach mal” bei Nacktheit, Küssen und Sex-Szenen gezwungenermaßen nachgekommen wurden, sind vorbei.
Vor allem seit der #MeToo-Bewegung gibt es eine vermehrte Nachfrage nach Intimitätskoordinator*innen, um intime Szenen weiterhin und vor allem: besser als zuvor erzählen zu können.
Und warum braucht man eine Intimitätskoordination?
Intimität soll wahrheitsgetreu aussehen. Allerdings mit dem Unterschied, dass sich keiner der Involvierten bei der Ausführung gedrängt oder überrumpelt fühlt. Das Stichwort hier ist: Consent.
Um zu garantieren, dass Performer*innen bereitwillig und stolz an solchen Projekten teilnehmen, sorgt die Intimitätskoordination dafür, dass es durchgehend transparente Kommunikation und Einvernehmlichkeit zwischen den Beteiligten gibt. Sie sorgt zudem für einen szenischen Ablauf, eine wiederholbare und sichere Choreografie, die u.A. zur Unterstützung und Umsetzung der künstlerischen Vision dient.
Um eine sichere Arbeitsatmosphäre frei von jeglicher Art an Übergriffen zu kreieren, setzt sich die Intimitätskoordination gegen Machtausnutzung und Diskriminierung ein.
“Nur wenn ein Nein etabliert wurde, kann einem Ja vertraut werden” ist ein Grundpfeiler von Consent.
Intimitätskoordinator*innen stampfen nicht die Kreativität ein, ganz im Gegenteil. Sie unterstützen Schauspielende dabei, ihre eigenen physischen und mentalen Grenzen wahrzunehmen und zu benennen, sowie die der anderen zu erkennen und zu respektieren. Nur wenn sich die Darsteller*innen bei intimen Szenen sicher und wohl fühlen, können sie sich komplett auf die Rolle und ihre*n Szenenpartner*in fokussieren. So werden nicht Intimitätsklischees reproduziert, sondern auf Basis von Respekt und im Einverständnis aller atemberaubende Leistungen erzielt.