Vorsprechen, Proben, Dreharbeiten und Aufführungen mit intimen Szenen sind für Schauspielende, Darstellende und das Produktionsteam herausfordernd und verdienen eine besondere Beachtung. Das Ziel einer Intimitätskoordination ist, dass sich alle Beteiligten sicher und wohl fühlen und niemand körperlich oder seelisch zu Schaden kommt.

Intimitätskoordination ist ein relativ neuer Beruf in der Unterhaltungsindustrie, der sich auf die Choreografie und Koordination von Szenen mit körperlicher Intimität, Nacktheit und simuliertem Sex in Film, Fernsehen, Theater und anderen Medien konzentriert.

Die Rolle eines Intimitätskoordinators besteht darin, mit den Darstellenden und der Regie zusammenzuarbeiten, um eine sicherere und respektvolle Umgebung für die Spielenden zu schaffen, in der sie diese sensiblen und potenziell grenzüberschreitenden Szenen erkunden können.

Intimitätskoordination ist allerdings mehr als das Choreografieren von simulierten Sexszenen. Die Intimitätskoordination kümmert sich darum, dass es vom Drehbuch über das Casting bis hin zum eigentlichen Dreh und dem Nachgespräch, eine durchgehend transparente Kommunikation und Einvernehmlichkeit „consent“ zwischen den Beteiligten gibt. Die Choreografie schließlich, der abgestimmte szenische Ablauf, der wiederholbar, einvernehmlich und sicher ist, dient der Unterstützung und Umsetzung der künstlerischen Vision.

Intimität am Set und auf der Bühne passiert nicht zufällig, sondern basiert auf Regeln und Strukturen.

Darüberhinaus kann Intimitätskoordination auch in Produktionen eingesetzt werden, die mit starken Machtgefällen, Arbeit mit Minderjährigen, speziellen Berufsgruppen, oder Laien arbeiten.

Die Zeiten, in denen Aufforderungen: “jetzt macht einfach mal” bei Nacktheit, Küssen und Sex-Szenen gezwungenermaßen nachgekommen wurden, sind vorbei.

In Deutschland ist die Intimitätskoordination auch als Reaktion auf die #MeToo-Bewegung entstanden. Es gab ein wachsendes Bewusstsein für die Notwendigkeit, die Sicherheit und das Wohlbefinden von Schauspielenden in intimen Szenen zu berücksichtigen. Intimitätskoordination ist ein proaktiver Ansatz, um sexuelle Belästigung und Übergriffe am Set zu verhindern und sicherzustellen, dass die Darstellenden Entscheidungsfreiheit und Kontrolle über ihren Körper und die Szenen haben, in denen sie spielen.

Der BIK als professionelle Vereinigung für Intimitätskoordination trägt dazu bei, Standards und Richtlinien für diese Kreativposition zu etablieren. Wir steuern dies über unsere Mitglieder, den praktischen und theoretischen Austausch untereinander, die Aufnahmekriterien und die permanenten Weiterbildungsangebote. Ganz zentral ist der BIK ein Netzwerk für Profis und Nachwuchskünstler:innen und stellt Unterstützung und Ressourcen für Intimitätskoordinator:innen und Kampfchoreograf:innen bereit. Wir verknüpfen unsere Mitglieder mit internationalen und nationalen Branchenverbänden und treten für die Bedeutung und Sichtbarkeit dieser Rollen in der Kreativbranche ein. Unsere Mitglieder werden nach hohen Standards aufgenommen, tauschen sich untereinander aus und bilden sich ständig weiter.
So stellen wir sicher, dass Produktionen über unsere Profis Zugang zu qualifizierten Fachleuten haben, die diese heiklen Szenen mit Sensibilität und Fachwissen unterstützen können.

Als Berufsverband für Intimitätskoordination und Kampfchoreografie tragen wir dazu bei, die Öffentlichkeit über die wichtige Rolle beider  Kreativpositionen aufzuklären. Dazu gehören neben Interviews und Netzwerkverbindungen auch Weiterbildungen und Seminare – sowohl für Fachpublikum als auch für angrenzende Gewerke und Institutionen. Diese Bildungsarbeit trägt dazu bei, dass die Rolle der Intimitätskoordination sicher und nachhaltig in die Darstellenden Künste Einzug hält und die Arbeit der Intimitätskoordination anerkannt und geschätzt wird.

Wir sind überzeugt davon, dass eine sicherere und respektvollere Arbeitsweise den Kreativprozess und die Produzierenden bei ihren künstlerischen Visionen unterstützt und fehlgeleitete Machthierarchien, Ausgrenzung und Stereotypisierungen aushebeln werden – das Ergebnis ist ein facettenreiches Erlebnis und stolze Künstler:innen, die man auf der Bühne und auf der Leinwand sehen kann.